Im Geschichtsunterricht war es Gang und Gäbe, Jahreszahlen auswendig zu lernen. Mein Lieblingsfach war es aus genau diesem Grund nicht. Erst Jahre danach habe ich verstanden, dass das Auswendiglernen methodisch gar nicht so schlecht war und die Jahreszahlen selbst doch irgendwie einen Sinn hatten. Nämlich: Wenn ich eine gewisse Epoche innerhalb der Zeitgeschichte irgendwo mal Thema wird, dann kann man diese anhand von Jahreszahlen einordnen und daraufhin auch einzelne Ereignisse zuordnen. Das ist vor allem dann praktisch, wenn man auf der Jahrestagung des deutschen Historikerverbandes ist und dort eine attraktive Frau kennenlernen möchte. Genau das habe ich probiert.

Das ist jetzt auch schon wieder einige Zeit her, aber ich erinnere mich gerade daran. Jedenfalls stand ich dort rum. Eingeladen wurde ich, weil ich teil des Montageteams war, das dort aufgebaut hat. Meinen Anmachspruch: „Hey, ich habe die Sonnensegel auf der Terrasse gespannt und die Faltstores in der Garderobe montiert.“, war kein Erfolg. Also musste ich mit etwas anderem aufwarten. Allerdings stellte sich heraus, dass mein historisches „Halbwissen“ nicht sonderlich beeindruckte.

Ich versuchte nämlich, mich in die Unterhaltung einer Frauengruppe einzumischen, die über die studentische 68-er Revolution sprach, indem ich einwarf: „Wissen Sie, dass Michael Niavarani (österreichischer Kabarettist und Schauspieler), Michael »Bulli« Herbig (deutscher Schauspieler, Autor, Regisseur und Produzent) und Jürgen Vogel (deutscher Schauspieler) alle drei an genau demselben Tag, nämlich am 29. April 1968, geboren sind?! – Die gehören also praktisch auch zu den 68ern.“

Mein Flirtversuch ging nach hinten los. Man fand das eher langweilig als originell. Und so verließ ich die Festivität nach geschätzten 90 Minuten wieder, um mich zu den Jungs in die Sportbar hinter den Rollos zu gesellen. Da konnte ich mit meinem Wissen wenigstens punkten.